Rahmenkunde


„Für mich war es zeitlebens schwerer,
den passenden Rahmen zu finden,
als ein Bild zu malen.“

(Alexej von Jawlensky)

Suchen Sie den passenden Rahmen für ein Bild, das Ihnen etwas bedeutet?

Dann sind Sie gut beraten, wenn Sie sich an einen guten Fachhändler und Einrahmer wenden. Bei ihm sind Sie mit Ihrem Bild in besten Händen, denn er beherrscht die Kunst, ein Bild so zu rahmen, dass dabei ein optimales, bildgerechtes Resultat entsteht.

Ein Bild richtig, einfühlsam und gut zu rahmen, ist wirklich eine Kunst, die erlernt sein will. Dazu gehören handwerkliches Können, umfangreiches Fachwissen, Sicherheit im ästhetischen Urteil, Schönheitssinn, Geschmack und viel Berufserfahrung.

Die Ausübung dieser Kunst setzt außerdem die Verfügung über eine Werkstatt voraus, ausgestattet mit Materialien, Werkzeugen, Maschinen und Geräten, die ein professioneller Einrahmer braucht, um gute Arbeit leisten zu können.

Der Fachmann für Bildeinrahmung überblickt die verwirrende Vielfalt an Bilderleisten und Rahmen, die heute auf dem Markt sind. Er unterhält selbst ein größeres Sortiment an Leisten- und Rahmenmustern und kann Ihnen damit vor Augen führen, welche Rahmen zu Ihrem Bild passen. So unterbreitet er Ihnen anschaulich mehrere gute Vorschläge, denen Sie vertrauen dürfen. Doch Ihnen bleibt es vorbehalten, anschließend darüber zu befinden, ob und für welchen dieser Vorschläge Sie sich entscheiden.

Diese Entscheidung wollen Sie sich bestimmt nicht abnehmen lassen. Und sie fällt um so besser aus, je mehr Sie selbst über Rahmen wissen. Deshalb werden Sie es bestimmt begrüßen, in diesem kleinen ABC der Rahmenkunde nützliche Informationen, Ratschläge und Hinweise zu finden, die Ihnen helfen, den passenden Rahmen für Ihr Bild auszuwählen, an dem Sie lange Freude haben werden.

Das kleine ABC der Rahmenkunde


Aluminiumrahmen
Rahmen aus Aluminium-Bilderleisten gibt es in Hunderten von Ausführungen, in zahlreichen Profilen und Farben. Aluminium-Rahmen haben hervorragende statische Eigenschaften. Sie sind von schlichter Eleganz, erinnern an den Charakter der berühmten BAUHAUS-Möbel und eignen sich vorzüglich für die Rahmung von Bildern vieler Art, keineswegs nur für die Einfassung von Postern und Drucken.

Antike Rahmen
Rahmen aus der Zeit der Gotik, der Renaissance des Barock, Rokoko und des Klassizismus gehören zu den Antiquitäten. Unter ihnen gibt es nicht nur Gebrauchsstücke, sondern wahre Kunstwerke, die heute nicht nur um ihrer selbst willen gesammelt, sondern mit besonderer Vorliebe auch dazu verwendet werden, kostbare und bedeutende moderne Bilder zu rahmen. Für antike Rahmen der Spitzenklasse werden heute nicht selten fünfstellige Summen bezahlt, manchmal sogar wesentlich mehr. Es gibt weltweit ungefähr zwei Dutzend bedeutende Händler für antike Rahmen. Die Bestände an antiken Rahmen sind begrenzt und damit ihr Angebot. Das wirkt sich auf den Preis aus.

Es ist wirklich so, dass einem Gemälde etwas fehlt, wenn es ohne Rahmen
— sozusagen nackt und bloß —
an der Wand hängt."

(Werner Schmalenbach)

Billigrahmen
Rahmen, die auffallend wenig kosten, müssen zwar nicht von minderer Qualität sein, doch wirklich gute Rahmen sind niemals billig. Ähnliches ist nicht Gleiches! Das kennen Sie von anderen Produkten.

Edelholzrahmen
Edle Furniere aus Hölzern wie Nussbaum, Kirsche, Birke, Eibe, Mahagoni zieren die Oberflächen dieser attraktiven Rahmen, hergestellt entweder aus fertigen Industrieleisten oder von Grund auf handwerklich gefertigt, mit verzapften Ecken und verdeckten Gehrungen. Nachahmungen und Replikate von Biedermeier-Rahmen tragen an den Ecken die charakteristischen schwarzen Ecken, andere sind mit Intarsien geschmückt. Edelholzrahmen eignen sich besonders gut für die Rahmung von Druckgrafiken aus dem 19. Jahrhundert, von Scherenschnitten und Silhouetten, von alten Familien- und Personenfotos.

Goldrahmen
Auch in der Welt der Bilderrahmen ist beileibe nicht alles Gold, was glänzt. Oft handelt es sich lediglich um Schlagmetall, einem Ersatzmaterial für echtes Blattgold. Solche Rahmen kosten wesentlich weniger als echtvergoldete. Die Echtvergoldung erkennt man an der Überlappung der Goldblättchen, außerdem am Durchscheinen des meist roten Untergrundes.

Grafikrahmen
Unter den zahllosen Rahmen, die heute auf dem Markt sind, verschieden nach Art und Breite ihrer Profile, nach ihrem Design und nach der Art, wie ihre Oberflächen bearbeitet sind, gibt es Exemplare, die sich besonders gut für die Rahmung von grafischen Blättern eignen. Solche Rahmen werden als Grafikrahmen bezeichnet. Der Reichtum an Variationen innerhalb dieser Klasse von Rahmen ist sehr groß und daher nur von einem Fachmann zu überblicken.

Künstlerrahmen
Nicht wenige renommierte und berühmte Künstler machten sich über die Einrahmung ihrer Bilder Gedanken. Sie schufen Entwürfe zu individuell gestalteten Rahmen für ihre eigenen Bilder, die dann größtenteils von Rahmenmachern handwerklich ausgeführt wurden.
So entstanden Künstlerrahmen, die mit ihren Bildern heute größtenteils in Museen hängen. Es gibt jedoch auch Künstlerrahmen, handwerklich gefertigt nach den Entwürfen zeitgenössischer Künstler, die im Handel angeboten werden.

„Ein Bild ohne Rahmen ist wie eine Seele ohne Körper.“

(Vincent van Gogh)

Leistenrahmen
Wenn ein Einrahmer aus fertigen Bilderleisten, meist industriell gefertigt und 3 m lang, einen Rahmen zusammenleimt, so entsteht ein Leistenrahmen. Der weitaus größte Teil der heute im Fachhandel angebotenen Rahmen sind solche Leistenrahmen. Allein in Deutschland gibt es Bilderleisten in ungefähr 25 000 verschiedenen Ausführungen hinsichtlich Profil, Design, Oberfläche, handwerklicher Qualität, Machart. Die Skala der Qualitätsstufen, denen man diese Leisten zuordnet, reicht von der einfachsten Billigleiste bis zur hochkarätigen Vergolderleiste.

Metallrahmen
Unter den Metallrahmen dominieren die Rahmen aus Aluminium-Leisten. Darüber hinaus gibt es Rahmen, vor allem für Fotos, aus anderen Metallen, z. B. aus Silber, Bronze, Messing, Eisen, Kupfer.

Modellrahmen
Diese Rahmen finden eine Parallele bei den Modellkleidern. Sie werden hergestellt nach einem Modellentwurf, meist in einer begrenzten Anzahl von gleichen Exemplaren. Modellrahmen gehören zur Klasse der Vergolderrahmen und sind das Ergebnis reiner Handarbeit. Die Vielfalt der Formen und Typen, verschieden nach Design, Machart, Material und Bearbeitung der Oberfläche, ist überwältigend. Gute Modellrahmen von Spitzenqualität sind ihren Preis immer wert.

Moderahmen
Rahmen mit modischem Design, versehen mit flächigem und plastischem Dekor, dabei Gestaltungselemente des Bildes aufnehmend, sind im Augenblick en vogue.

Rahmen als Sammelobjekte
Besondere Rahmen werden heute von Rahmenliebhabern gesammelt wie Kunstwerke, nicht nur Stücke aus vergangenen Stilepochen seit der Renaissance, sondern auch Spitzenexemplare der Rahmenmacherkunst von heute. Das Sammeln von erlesenen Rahmen ist ein faszinierendes Metier. Unter den Sammlern gibt es wahre Freaks.

Rahmen für Ölgemälde
Für die Einrahmung von Ölgemälden werden bestimmte Arten und Typen von Rahmen bevorzugt. Die Wahl des jeweils passenden Rahmens richtet sich nach Art und Beschaffenheit des Bildes hinsichtlich Größe, Format, Herkunft, Machart, Malstil, Stilepoche, Funktion, Bedeutung als Kunstwerk, Wert und Preis, um nur die wichtigsten Kriterien zu nennen. Bilder von Landschaften setzt man gerne in Rahmen, die den Eindruck von Tiefe vermitteln, während Porträts besonders gut wirken in Rahmen, die den Betrachter das Bild so wahrnehmen lassen, als sähe er es aus der Nähe.

Rahmen-Angebot
Das Angebot an Bilderrahmen ist heute so gewaltig und vielseitig, dass es nur von einem Fachmann überblickt werden kann, und nur dann, wenn er sich darüber auf dem Laufenden hält, was neu auf den Markt kommt. Der weitaus größte Teil dieses Rahmenangebots bezieht sich auf Rahmen aus industriell gefertigten Bilderleisten. Allein in Deutschland gibt es davon zurzeit ungefähr 25 000 verschiedene Ausführungen, verschieden nach Design, Profil, Oberfläche, Farbe, Verarbeitungsqualität, Wert und Preis. Dazu kommt das Angebot Vergolderrahmen, Modellrahmen, Studiorahmen und Unikatrahmen in Hunderten von Spielarten.

"Ein Ölgemälde muss von einem goldenen Rahmen umgeben sein,
und wenn die Malerei gut ist, sehen Sie,
dann ist sie noch viel reicher als das Gold.“


(Henri Matisse)

Rahmen-Formate
Das Format eines Rahmens wird angegeben durch Nennung von Höhe und Breite. Das gilt für quadratische und rechteckige Rahmen, und die kommen in der Praxis am häufigsten vor. Polygonale, runde und ovale Rahmen findet man seltener. Man unterscheidet generell Standardformate, passend zu standardisierten Bildformaten, und Individualformate, übereinstimmend mit Bildformaten, die von der Norm abweichen.

Rahmen-Hersteller
Der größte Teil aller Rahmen, die ein Einrahmer heute für seine Kunden anfertigt, sind Rahmen aus Bilderleisten (Holz und Metall) industrieller Fertigung. Dazu kommen Rahmen, die von Anfang bis Ende in reiner Handarbeit geschaffen werden (Vergolderrahmen, Unikatrahmen, Modellrahmen, Studiorahmen). Solche Rahmen kommen aus kleinen Handwerksbetrieben (Vergolder, Rahmenvergolder), kleinen Rahmenmanufakturen, aber auch aus Industriebetrieben mit dafür eigens eingerichteten Werkstätten. Es gibt auch Einrahmungsbetriebe, die von Meistern des Vergolderhandwerks geführt werden. Hier bekommen Sie handgearbeitete Rahmen aus erster Hand.

Rahmen-Preise
Wie bei allen Produkten, die Sie kaufen können, richten sich die Preise in der Regel nach der Qualität. Die Skala der Qualitätsstufen im Reich der Rahmen reicht sehr weit. Entsprechend groß sind die Preisunterschiede. Ähnliches ist keineswegs Gleiches.

"Gute Bilder kommen in guten Rahmen am besten zur Geltung,
entfalten darin ihre Ausdruckskraft am vollkommensten."

Rahmen-Qualitäten
Auf der Skala der Qualitätsstufen, bezogen auf Bilderrahmen, ist der Weg von der untersten Stufe zur obersten sehr weit. Das Angebot des Rahmenfachhandels reicht vom Rahmen aus der einfachsten Billigleiste bis zum spitzenmäßigen Vergolderrahmen.

Rahmen-Replikate
Es handelt sich um Kopien antiker Rahmen aus den Stilepochen seit der Gotik. Sie entstehen fast immer durch Gemeinschaftsarbeit, an der Tischler, Schnitzer und Vergolder beteiligt sind. Die Herstellung von Kopien historischer Rahmen stellt höchste Anforderungen an Stiltreue und handwerkliches Können. Es gibt weltweit nur wenige Betriebe, die sich damit beschäftigen. Rahmen-Replikate werden nicht nur zum adäquaten Rahmen von alten Meistern verwendet, sondern heute mit besonderer Vorliebe auch für die Einfassung moderner Bilder von Rang.

Rahmen-Vergoldung
Der Vergolder verwendet für das Vergolden von Bilderrahmen echtes Blattgold, hauchdünne Blättchen, meist im Format 60 oder 80 mm im Quadrat. Der komplizierte Aufbau einer fachgerecht ausgeführten Vergoldung auf dem Holz eines Bilderrahmens erfordert meist mehr als zwei Dutzend Arbeitsgänge.

Rahmen-Stile
Die Entwicklung der Rahmenstile beginnt mit dem Auftreten des Tafelbildes und verläuft eingebettet in die Entwicklung der Kunst und des Kunsthandwerks im Laufe von mehreren Jahrhunderten bis heute. Darin entstanden die Rahmenstile der Gotik, der Renaissance, des Barock (incl. Rokoko), des Klassizismus (Louis-Seize, Empire, Biedermeier), des Historismus und des Jugendstils. Von all diesen Rahmenstilen gibt es, wie nicht anders zu erwarten, nach geografischer und regionaler Herkunft geprägte Sonderformen und Ausprägungen. Wenn man vom Jugendstil absieht, wurden in unserem Jahrhundert keine Rahmenstile im eigentlichen Sinne entwickelt. Daher greifen Rahmenmacher heute immer wieder auf alte Stile zurück, wenn es gilt, anspruchsvolle Rahmen für anspruchsvolle Bilder anzufertigen.

„Bilder leben eingehegt von ihren Rahmen.“

Spiegelrahmen
Für die Einfassung eines Spiegels eignet sich im Grunde jeder beliebige Rahmen, es gibt jedoch Exemplare, die eigens für diesen Zweck geschaffen sind.

Stilrahmen
Das sind mehr oder weniger getreue Nachahmungen oder Nachbildungen von Rahmen aus vergangenen Stilepochen. Unter diesen Nachahmungen gibt es einerseits Stücke von minderem Wert, aus minderwertigem Material und schlecht verarbeitet, und andererseits hochwertige Meisterstücke aus Vergolderhand.

Studiorahmen
Rahmen, wie diese werden aus maschinell hergestellten Rohleisten von Anfang bis Ende in reiner Handarbeit gefertigt. Sie stellen wie Unikatrahmen und Modellrahmen eine besondere Klasse von Vergolderrahmen dar. Ihren Namen haben sie daher, dass sie aus einem Studio (= Atelier, Werkstatt) stammen. Bei dieser Benennung wird der Akzent auf die handwerkliche Art der Herstellung gelegt.

Unikatrahmen
Unikate unter den Rahmen sind Stücke, die nur ein einziges Mal existieren. Es gibt also weder identisches noch Gleiches. Unikatrahmen, eine Klasse der Vergolderrahmen, werden meist für ein bestimmtes Bild gleichsam "maßgeschneidert".

Unikat-Wechselrahmen
Es handelt sich um Unikatrahmen mit der Funktion von Wechselrahmen.

Schlechte Rahmen bringen gute Bilder um ihre verdiente Wirkung.

Vergolderrahmen
Von Hand gefertigt und echtvergoldet (dazu zählen auch qualitativ hochwertige Unikatrahmen, Modellrahmen, Studiorahmen), sind Rahmen aus der Hand von Vergoldern. Es sind Vertreter eines uralten, faszinierenden Handwerksberufs. Der Vergolder benutzt heute die gleichen Materialien, Werkzeuge und Arbeitstechniken wie vor vielen hundert Jahren.
Spitzenmäßige Vergolderrahmen aus Meisterhand, oft gestaltet nach dem Vorbild von Rahmen aus vergangenen Stilepochen (Renaissance, Barock, Klassizismus), sind das Beste (neben guten antiken Rahmen), was auf dem Rahmenmarkt angeboten wird.
Gute Vergolderrahmen werden heute, ähnlich wie antike Rahmen, von Rahmenfreaks gesammelt wie Kunstwerke.

Wechselrahmen
Nicht zu verwechseln mit rahmenlosen Bildhaltern, sind auf ihrer Rückseite ausgestattet mit einer mechanischen Vorrichtung, die es gestattet, Bilder rasch und mühelos auszuwechseln. Dies kann dann von Bedeutung sein, wenn man ein und denselben Rahmen dazu benutzen will, um darin von Zeit zu Zeit immer wieder andere Bilder zu präsentieren. Der Fachhandel bietet fertige Wechselrahmen an. Ein guter Einrahmer kann jedoch jeden beliebigen Rahmen in einen Wechselrahmen umfunktionieren.


© Copyright 1993  Dr. Horst Weidmann / Bundesverband Bild und Rahmen, Wiesbaden